FLuken im Eis
Endloses Eis, gigantische Eisberge, Mitternachtssonne und jede Menge Wale: eine Sommer-reise durch Grönland.
Goldenes Abendlicht am Ilulissat-Eisfjord im Westen Grönlands. Außer dem Knacken und Knarzen des Eises ist nichts hören. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Walfahrt: Grönland
Ich musste sie erst ein bisschen überzeugen. Was wir denn bitte in Grönland wollen, hatte Theresa gefragt, das sei ja wohl nicht gerade das klassische Sommerziel.
Ich erzählte also von den gigantischen Eisbergen. Sie fragte, wie kalt es dort ist. Ich erzählte vom endlosen Inlandeis. Sie wollte wissen, ob es dort Straßen gibt. Ich erzählte vom Wandern in einer surrealen Landschaft. Sie erkundigte sich nach den ganz realen Eisbären. Ich erzählte von Walen und Inuit. Sie erwiderte, dass Inuit Wale essen.
Wie gesagt, es gab ein paar Dinge zu besprechen. Also los:
Grönland ist im Sommer ganz wunderbar temperiert, tagsüber 5 bis 10 Grad, nachts 0 bis -10 Grad. Eisbären gibt es nur weit oben im Norden. Theoretisch könnten sie auf einer Eisscholle natürlich aus Versehen in den Süden treiben, praktisch kommt das aber kaum vor. Straßen gibt es nur innerhalb der Orte, außerhalb braucht man sie nicht, weil man ja Schiffe, Schneemobile und Hundeschlitten hat. Und ja, Inuit jagen nach wie vor Wale. Allerdings waren es ja nun nicht die Inuit, die durch den industriellen Walfang beinahe alle Wale ausgerottet haben. Das waren fast alle anderen.
Am Flughafen von Kangerlussuaq. Kangerlussuaq besteht im Prinzip und vor allem aus einer Landebahn. Drumherum: ein paar bunte Häuschen, Schneemobile im Sand, alle halbe Stunde mal ein Flugzeug. 18 Grad, 18 Stunden Sonne, totale Stille, maximale Abgeschiedenheit. Wilder Westen. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Außerdem: Ich wollte schon seit einiger Zeit wirklich sehr, sehr dringend nach Grönland. Auf einer früheren Reise hatten uns ein paar Norweger Fotos ihrer Sommerreise durch Grönland gezeigt. Und diese Fotos hatten komplett gereicht, seit diesen Fotos wollte ich da unbedingt hin. Theresa fand die Fotos auch schön, das schon, insgesamt war sie in dieser Angelegenheit aber noch nicht so komplett euphorisch wie ich.
Sie sagte trotzdem zu, sich Grönland mal anzuschauen. Schließlich gibt’s da nicht nur Eis und Eisbären, sondern auch jede Menge Wale. Also auf nach Grönland. Sommerurlaub!
Das grönländische Eisschild. Der erste, der es komplett durchquert, ist 1888 der Norweger Fridtjof Nansen. Er braucht 49 Tage, 600 Kilometer von Ost nach West. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Grönland: Inlandeis
Ankunft in Kangerlussuaq. Die meisten Menschen kommen nur zum Umsteigen hierher. Wir sind ein paar Tage geblieben.
Wer nach Grönland will, muss zuerst nach Kangerlussuaq. Das ist der einzige Flughafen, der groß genug für die großen europäischen Maschinen ist. Eine alte US-Airbase. Außer der Landebahn gibt es hier nicht viel zu sehen. Ein paar bunte Häuschen, Schneemobile im Sand, alle halbe Stunde mal ein Flugzeug. 18 Grad, 18 Stunden Sonne, totale Stille, maximale Abgeschiedenheit. Wilder Westen.
Von Kangerlussuaq aus hat man den leichtesten Zugang zum Inlandeis: Ein 40 Kilometer langer Sandweg führt direkt bis zum Rand. Alles, was man braucht, ist ein Wagen mit Allradantrieb, zwei bis drei Stunden Zeit – und einen robusten Magen. Es schaukelt und ruckelt wie auf einem Schiff bei starkem Seegang, und es ist sicher keine Schande, auf dieser Fahrt mal ein bisschen seekrank zu werden. Dennoch: Nirgendwo in Grönland kommt man komfortabler an den Rand des Inlandeises.
Das Inlandeis ist ein gigantischer Eispanzer, der gut 80 Prozent des Landes bedeckt. Nach der Antarktis das größte Eisschild der Welt: 2.500 Kilometer lang, 1.100 Kilometer breit, bis zu drei Kilometer dick. Sollte dieses Eis durch den Klimawandel abschmelzen, würde sich der Meeresspiegel um sieben bis acht Meter erhöhen. Sieben bis acht Meter! So viel Eis ist das!
Der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen hat das Inlandeis 1888 als erster durchquert. Auf Skiern. Er brauchte 40 Tage und war am Ende etwas durchgefroren. Wir haben uns zwei Tage lang zu Fuß auf den Weg gemacht.
An seinem äußeren Rand ist das Eisschild von einem 40 Kilometer breiten Gletscher-Gürtel umschlossen. Es gibt hier Tausende von Gletschern, die rund um die Insel ins Meer fließen und dabei gigantische Eisberge produzieren. Irgendwo muss das viele Eis ja hin. In diesem Gletscher-Gürtel lässt sich phantastisch wandern. Wir haben uns einem Guide angeschlossen und sind zwei Tage durchs Inlandeis gezogen. Zwei Tage Polarforscher-Gefühl!
Moschusochsen auf dem Weg zum Inlandeis. Komplett unwirkliche, urzeitliche Tiere. Ich habe mich direkt ein bisschen ungläubig umgeschaut, ob womöglich auch noch ein paar Mammuts oder Säbelzahntiger in der Nähe sind. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Man lernt viel Neues im Inlandeis. Wie man mit Steigeisen wandert, zum Beispiel. Ohne Steigeisen geht hier gar nichts. Auch nicht unwichtig: woran man Schneebrücken erkennt, was Gletschermühlen sind und warum man da lieber nicht hineinfallen sollte. Abends lernt man dann, wie man sich bei -15 Grad im Zelt schön warm hält. Vielleicht die wichtigste Lektion. Man ist da schon ein bisschen aufgeregt beim Einschlafen.
Mit etwas Glück kann man rund um Kangerlussuaq auch Moschusochsen begegnen. Moschusochsen sind urzeitliche Zottelwesen, die man nur in den arktischen Tundren von Alaska, Grönland und Russland findet (einige wenige leben auch im Dovrefjell Park in Norwegen). Wir sind ihnen auf dem Weg zum Inlandeis begegnet.
Und ja, ich habe mich direkt ein bisschen ungläubig umgeschaut, ob in der Nähe vielleicht auch noch Mammuts oder Säbelzahntiger herumlaufen. Unwirkliche Tiere.
In Grönland gibt es zwei Arten von Eis: Inlandeis und Eisberge. Wer das Inlandeis sehen möchte, fährt nach Kangerlussuaq. Wer Eisberge sehen möchte, fährt nach Ilulissat. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Grönland: EisbergE
Eisberge, überall Eisberge! Größer als ein Fußballstadion! Der Sermeq Kujalleq in Ilulissat ist der aktivste Gletscher der Nordhalbkugel.
Von Kangerlussuaq braucht man mit dem Flugzeug zwei Stunden nach Ilulissat. Und sobald man den Flughafen von Ilulissat gesehen hat, ist klar, warum man in Kangerlussuaq in eine so kleine Maschine umsteigen musste. Eine Landebahn wie auf einem Flugzeugträger. Wer wissen möchte, wie es sich anfühlt, wenn eine kleine Propeller-Maschine per Kickstart aus dem Stand heraus so stark beschleunigt, dass sie keine fünf Sekunden später schon in der Luft ist: auf nach Ilulissat.
In Grönland gibt es zwei Arten von Eis: Inlandeis und Eisberge. Wer das Inlandeis sehen möchte, fährt nach Kangerlussuaq. Wer Eisberge sehen möchte, fährt nach Ilulissat. Nirgendwo sonst gibt es so viele, nirgendwo sonst sind sie so gigantisch wie hier in der Disko-Bucht. Der Grund heißt Sermeq Kujalleq – der schnellste und aktivste Gletscher der gesamten Nordhalbkugel.
Dieser Gletscher produziert im Akkord Eisberge, die so groß und schwer sind, dass sie es bis hinunter nach Neufundland schaffen. Sehr wahrscheinlich stammt auch der Eisberg, der 1912 weit im Süden die Titanic versenkt hat, von hier. Einzelne Eisberge können mehrere Kilometer (!) lang und mehrere hundert (!) Meter hoch sein.
Ein typisches grönländisches Taxi. Es fährt einen stundenlang von einem Eisberg zum nächsten und hat einen ganz wunderbaren Namen: »Ice Force One«. Genau mein Humor! Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Pro Jahr entstehen hier ca. 35 Milliarden Tonnen Eis, Tendenz seit Jahren steigend, die Folgen des Klimawandels sind nirgends so anschaulich zu erleben wie hier. Und genau das ist nicht unproblematisch: Einerseits kommen viele Menschen hierher, um den Klimawandel zu verstehen. Andererseits heizen sie das Klima mit solchen Reisen nur weiter an. Schwierig.
Von der Gletscherkante 40 Kilometer im Landesinneren brauchen die Eisberge gut ein Jahr, bis sie über den Eisfjord ins offene Meer gelangen. Der Fjord ist gute 1,5 Kilometer tief, kurz vor der Mündung ins Meer sind es allerdings nur noch wenige hundert Meter, eine natürliche Schwelle, hier staut und stapelt sich das Eis, bis der Druck von hinten zu groß wird, ein endloses Knistern und Rumpeln und Donnern.
Ein Wanderweg führt stundenlang am Fjord entlang, Milliarden Tonnen von Eis, chaotisch auf-, in- und übereinander gestapelt, schließlich frei umher treibend im offenen Meer. Bizarre Formen, groteske Farben, jeden Tag anders, jeden Tag aufs Neue beeindruckend. Wir haben uns eine Woche lang Eisberge angeschaut. Zu Fuß, per Boot, morgens, mittags, abends, nachts. Es wurde auch am siebten Tag nicht für eine Sekunde langweilig.
Bei den Touren durch die Eisberge unter anderem gelernt: Das Verhältnis des Eises über und unter Wasser variiert je nach Menge der eingeschlossenen Luft. Ist viel Luft im Eis, ist der Eisberg relativ leicht, dann liegen 1/7 über und 6/7 unter Wasser. Bei wenig Luft im Eis ist der Eisberg schwerer, dann liegen 1/10 über und 9/10 unter Wasser. Diese Jahrtausende alten Luftbläschen sind auch der Grund für das permanente Knistern der Eisstücke.
Das Eis des Sermeq Kujalleq ist eher fest, mit wenigen Luftblasen. Schweres Eis. Man muss sich bei den hier abgebildeten Eisbergen daher noch mal die neunfache Masse unter Wasser dazu vorstellen. Nicht so einfach.
Ein Buckelwal taucht zwischen den Eisbergen. Durch das Eis gelangen Nährstoffe ins Wasser, die viele kleine und große Fische anziehen. Und das wiederum finden die Wale ganz interessant. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Grönland: Wale
Buckelwale, Zwergwale, Finnwale: Zwischen all den Eisbergen ist wirklich einiges los. Dank der Mitternachtssonne auch nachts.
Grönland ist ein phantastischer Ort, um Wale zu beobachten. Theoretisch kann man hier sogar Narwalen, Belugas und Grönlandwalen begegnen. Dazu muss man allerdings einiges Glück haben und sehr, sehr weit nach Norden reisen. Die arktischen Wale halten sich am liebsten nahe der Eisgrenze auf. Und je weiter fortgeschritten der Sommer, desto weiter nördlich die Eisgrenze.
Man kann in Grönland aber auch allen möglichen anderen Walen begegnen. Die eis- und daher extrem nahrungsreichen Gewässer sind im Sommer zum Beispiel voller Buckelwale. Auch Finnwale und Zwergwale sind oft zu sehen. Gelegentlich auch Orcas oder Pottwale. Es ist wirklich einiges los hier. Und es gibt nicht viel, das schöner anzuschauen ist, als eine Walfluke vor einem Eisberg. Vielleicht eine Walfluke vor einem Eisberg bei Mitternachtssonne. Sonst ist da eigentlich wenig vorstellbar.
Wir sind in Ilulissat jeden Tag mit dem Boot rausgefahren. Manchmal mit einem Inuit, manchmal mit einem ausgewanderten ehemaligen Ingenieur aus Heidelberg, der sich vor ein paar Jahrzehnten so sehr in Grönland verliebte, dass er einfach hier blieb und Boots-Kapitän wurde. Tag für Tag fährt er die Menschen jetzt mit seinem kleinen Boot zwischen all den Eisbergen und Walen umher. Es gibt ganz bestimmt schlechtere Jobs.
Ich persönlich fahre am liebsten in mittelgroßen stabilen Booten herum. Manchmal sitzen wir in kleinen Schlauchbooten, keine drei Meter lang. Ich habe dann oft ein bisschen Angst, wenn uns ein Wal ganz nahe kommt. Besonders bei Buckelwalen. Buckelwale können 15 Meter lang und um die 30 Tonnen schwer werden. Und sie springen ganz gern.
Man braucht da schon ein bisschen Vertrauen: dass der Wal mitbekommt, dass da ein kleines Drei-Meter-Boot über ihm ist; dass es ihn nicht stört; dass er weiß, was er tut.
Ein Buckelwal nah am Eis. Mit dem Boot sollte man eher nicht so nah heranfahren – Eisberge können sich erstaunlich schnell drehen und dabei gigantische Flutwellen erzeugen. Für Boote wird das schnell sehr gefährlich. Den Walen dagegen sind Flutwellen eher egal. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Ich habe in Grönland gelernt, dass ich mit meiner Sorge nicht allein bin. Ich hatte einem Inuit davon erzählt, wir waren gerade in seinem doch recht kleinen Boot unterwegs, um uns herum Buckelwale, einige sehr nah. Ich sagte ihm also, dass mich das immer ein bisschen nervös macht, die Buckelwale so nah am kleinen Boot. Weil sie so gern springen. Und da lachte er fröhlich – und sagte, dass es ihm genau so geht, er habe da auch immer gehörige Angst.
Später zeigte er mir ein Video auf seinem Handy: Ein Buckelwal, der keine fünf Meter neben dem kleinen Boot herumspringt. Er sagte, man müsse da einfach Vertrauen haben, die Wale wüssten schon, was sie tun. Der Mann ist Inuit, er wird es wissen. Ich habe jetzt also Vertrauen und werde versuchen, mich in dieser Hinsicht nicht mehr so zu sorgen.
Die mächtige Fluke eines Buckelwals vor der Küste von Qeqertarsuaq. Vor dieser Reise hatte ich von Qeqertarsuaq natürlich noch nie etwas gehört. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Grönland: Qeqertarsuaq
Auf der anderen Seite der Disko-Bucht liegt Qeqertarsuaq. Hier kann man Finnwale sogar vom Strand aus beobachten.
Ein Guide in Ilulissat hatte uns gesagt, dass man in Qeqertarsuaq ganz wunderbar wandern kann. Und dass es dort noch mehr Wale geben würde als in Ilulissat – vor allem auch Finnwale, nach den Blauwalen die zweitgrößten Tiere aller Zeiten. Und er hatte uns gesagt, dass man sie in Qeqertarsuaq oft sogar direkt vom Strand aus sieht. Wir haben uns daher am nächsten Tag in eine Fähre nach Qeqertarsuaq gesetzt.
Qeqertarsuaq ist ungefähr so abgeschieden wie Kangerlussuaq. Nur ohne Landebahn. Und Ilulissat ist im Vergleich eine pulsierende Großstadt. Ein paar bunte Häuschen um einen kleinen Hafen herum, das Dorfleben spielt sich rund um den Supermarkt ab, kein Tourist weit und breit. Ich mag solche Orte, sie sind mir auf Anhieb sympathisch, man ist sofort im Thema.
In einem kleinen Laden fragten wir einen Inuit, ob er jemanden weiß, der mit uns raus fahren würde, zu den Walen. »Mein Vater macht das gern«, sagte er, »ich rufe ihn an. Kommt in einer Stunde zum Hafen, er holt euch dort ab!« Kurzer Spaziergang am Strand. In der Ferne tauchen drei, vier Wale auf, vielleicht zweihundert Meter entfernt. Hoher Blas, endloser Rücken, sichelförmige Finne: eindeutig Finnwale. Der Guide in Ilulissat kennt sich aus.
Eine Stunde später am Hafen, der Vater holt uns ab. Ein kleines Boot, Platz für vier Personen. Ein kleiner, kräftiger, drahtiger Mann, das Gesicht voller Lachfalten. Vielleicht fünfzig, vielleicht neunzig, unmöglich sein Alter zu schätzen. Er lacht und bittet uns an Bord.
Theresa erzählt ihm, dass wir vom Strand aus schon ein paar Finnwale gesehen haben. »Oh! You know the whales? Great!!« Er ist begeistert. Wir erzählen ihm von unserer Walreise. Jetzt ist er ein bisschen irritiert: »Okay, so you guys REALLY love the whales, right?«
Ein Finnwal vor der Küste von Qeqertarsuaq. Finnwale sind unfassbar groß und daher eigentlich kaum zu übersehen – allerdings schwimmen sie irre schnell und gern im Zickzack durch die Gegend. Sie sind nicht so leicht im Auge zu behalten wie man in Anbetracht ihrer Größe vielleicht denkt. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Es dauert ein bisschen, bis wir die Finnwale vom Strand wiedersehen. Finnwale sind zwar unfassbar groß und daher kaum zu übersehen, allerdings schwimmen sie auch irre schnell und sehr gern im Zickzack durch die Gegend. Es ist nicht leicht, sie im Auge zu behalten. Irgendwann tauchen sie schließlich auf, nicht weit vom Boot. Und sie haben es nicht eilig.
Bei Finnwalen habe ich keine Sorgen, wenn sie nah am Boot schwimmen. Sie sind zwar viel größer und schwerer als Buckelwale (bis zu 25 Meter, knapp 100 Tonnen) – sie springen jedoch so gut wie nie. Dafür haben sie mit ihren riesigen Körpern überhaupt keine Energie übrig.
Wir haben sie eine Weile begleitet, später kamen noch ein paar Buckelwale hinzu. Sie blieben in sicherer Entfernung und sind kein Mal gesprungen.
Eisberge, überall Eisberge, auch nach einer Woche verschlägt mir dieser Anblick noch immer die Sprache. Immer wieder, jeden Tag aufs Neue, das hört überhaupt nicht auf. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
Grönland: Narwale
Bleibt die Sache mit den Narwalen: Wohin muss man denn nun, um den mystischen Einhörnern der Meere zu begegnen? Und wann?
Zurück im Hafen fragen wir nach den mystischsten aller Wale: Narwale haben einen riesigen Stoßzahn, der wie das Horn eines Einhorns aussieht, daher nennt man sie auch die »Einhörner der Meere«. Im Unterschied zu den Fabel-Einhörnern gibt es sie jedoch wirklich. Und zwar irgendwo hier, rund um Grönland.
Narwale sind allerdings irre scheu und halten sich am liebsten am Rand der Eisgrenze auf. Da kommt man nicht so einfach hin. Der National-Geographic-Fotograf Paul Nicklen ist zum Beispiel mit einem selbstgebauten Ultraleichtflugzeug wochenlang in der kanadischen Arktis herumgeflogen, bis er zwischen all den Eisschollen endlich ein paar Narwale entdeckt hat. Unfassbare Fotos, es war die Mühe wert.
Wir fragen Vater und Sohn also nach Narwalen. Der alte Inuit lacht und sagt, dass sie ganz phantastisch schmecken. Sie seien wirklich die leckersten Wale, ganz wunderbar zart. Er gehe mit seinem Sohn immer gern auf die Narwal-Jagd. Wenn wir uns für Narwale interessieren, sollten wir daher unbedingt im nächsten Jahr noch mal vorbei kommen.
Wir erklären, dass wir sehr daran interessiert wären, Narwale lebend zu sehen. Und sehr gern auch Grönlandwale. Wann wir denn da kommen müssten?
Der gewundene Zahn eines Narwals. Er stand in Qeqertarsuaq einfach so und komplett unbewacht an einer Hauswand herum. Um auch den zugehörigen Wal zu sehen, rät man uns, einfach nochmal im Frühjahr hierher zu kommen. Foto: Oliver Dirr / Whaletrips
»Normalerweise sind sie im März/April hier, zwischen Winter und Frühjahr. Das ist die beste Zeit, da gibt es hier Narwale und Grönlandwale, ebenfalls sehr lecker! Sobald das Eis im Norden aufbricht, ziehen sie weiter nach Norden. Kommt im März oder April!«
Theresa hatte schon gleich zu Beginn unserer Reise, direkt nach ein paar Stunden wandern im Inlandeis gesagt, dass es doch eine ganz gute Idee gewesen ist, im Sommer mal nach Grönland zu fahren.
Und so wie es ausschaut, sollten wir wohl auch im Frühjahr unbedingt mal hier vorbeischauen…
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